Blog und Medienbeiträge

9. Oktober 2024

Leadership im Wandel

Gastbeitrag von Loa Bucco

Dass Leadership ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Organisationen und Gemeinschaften ist, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Führung hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Moderne Führung fokussiert mehr auf menschliche Aspekte, Zusammenarbeit und Flexibilität. Frühere Modelle hingegen waren oft von Strenge, Kontrolle und Hierarchien geprägt.

Gesund führen – ein neuer Ansatz

"Gesund führen" beinhaltet diverse Konzepte, Ansätze und Theorien, welche darauf abzielen, das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt zu stellen. In einer Arbeitswelt, die zunehmend durch Stress, hohe Anforderungen und ständigen Wandel geprägt ist, gewinnt dieser Führungsstil immer mehr an Bedeutung. Gesundes Führen bedeutet, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das nicht nur die physische, sondern auch die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden fördert. Ein wesentlicher Aspekt von gesundem Führen ist die Vorbildfunktion der Führungskraft. Führungskräfte, die auf ihre eigene Gesundheit achten, setzen ein positives Beispiel für ihre Mitarbeitenden. Sie zeigen unter anderem, dass es in Ordnung ist, Pausen zu machen, Grenzen zu setzen und für die eigene Work-Life-Balance zu sorgen. Diese Vorbildfunktion kann Mitarbeitende dazu ermutigen, ebenfalls auf ihre Gesundheit zu achten und ungesunde Verhaltensweisen zu vermeiden.

Die Positive Psychologie als Ursprung des PERMA-Leads

Markus Ebner, Wirtschafts-, Arbeits- & Organisationspsychologe und Dozent für «Positive Leadership», entwickelte innerhalb des Ansatzes «Gesund Führen», den Führungsansatz «PERMA-Lead», welcher das Ziel verfolgt, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden langfristig zu fördern. Der Begriff PERMA-Lead leitet sich von der "PERMA"-Theorie des Psychologen Martin Seligman, Begründer der positiven Psychologie, ab. Diese beschreibt fünf wesentliche Elemente des Wohlbefindens und der positiven Psychologie: Positive Emotions (P), Engagement (E), Relationships (R), Meaning (M) und Accomplishment (A). Folgend die 5 Faktoren des PERMA-Leads konkretisiert und mit den dazugehörigen Anwendungsmöglichkeiten im Arbeitskontext:

1. Positive Emotions (P):
Eine Führungskraft, die nach dem PERMA-Prinzip handelt, legt grossen Wert darauf, eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Dies beinhaltet nicht nur das Vermeiden von negativem Stress, sondern auch das bewusste Fördern von positiven Erlebnissen und Emotionen im Arbeitsalltag. Positive Rückmeldungen, Anerkennung und ein respektvoller Umgang tragen dazu bei, dass Mitarbeitende sich wertgeschätzt fühlen und Motivation entwickeln.

2. Engagement (E):
Engagement bezieht sich auf den Grad, in dem Mitarbeitende in ihre Arbeit vertieft und davon begeistert sind. Eine PERMA-Lead-Führungskraft sorgt dafür, dass Mitarbeitende Aufgaben übernehmen, die ihren Stärken entsprechen und ihnen Sinn und Freude bereiten. Sie schafft ein Umfeld, in dem Mitarbeitende die Möglichkeit haben, sich weiterzuentwickeln, neue Fähigkeiten zu erlernen und Herausforderungen anzunehmen.

3. Relationships (R):
Gute zwischenmenschliche Beziehungen sind ein Schlüssel zu einer positiven Arbeitsumgebung. «Relationships» betont die Bedeutung von starken, unterstützenden Beziehungen im Team. Führungskräfte sollten eine Kultur der Zusammenarbeit und des Vertrauens fördern, in der Mitarbeitende sich gegenseitig unterstützen und aufeinander verlassen können. Ein harmonisches Miteinander trägt wesentlich zur Zufriedenheit und damit zur Leistungsfähigkeit bei.

4. Meaning (M):
Das Gefühl, dass die eigene Arbeit Sinn macht und zu etwas Grösserem beiträgt, ist ein starker Motivator. «PERMA-Lead» ermutigt Führungskräfte, ihren Mitarbeitenden eine klare Vision und Mission zu vermitteln und ihnen zu zeigen, wie ihre Arbeit zum Erfolg der Organisation und zum Wohlergehen der Gemeinschaft beiträgt. Diese Sinnhaftigkeit ist entscheidend für die intrinsische Motivation und das Engagement der Mitarbeitenden.

5. Accomplishment (A):
Erfolge und das Erreichen von Zielen sind wichtig für das Selbstwertgefühl und die Motivation. Dieser Faktor innerhalb der PERMA-Lead Theorie betont die Bedeutung der Zielsetzung und der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Führungskräfte sollten ihren Mitarbeitenden helfen, realistische und herausfordernde Ziele zu setzen und sie dabei unterstützen, diese zu erreichen. Dabei ist es wichtig, Erfolge (zusammen) zu feiern und die Anstrengungen der Mitarbeitenden anzuerkennen.

PERMA-Lead, Markus Ebner, 2019 - eigene Darstellung

perma-lead

Bringt «Gesund führen» überhaupt was?

Ja, das tut es! Gesunde Führung trägt zur langfristigen Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden bei. Des Weiteren sind gesunde Mitarbeitende widerstandsfähiger, kreativer und belastbarer. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die Produktivität und das Arbeitsklima aus. Zudem verringert sich durch gesundes Führen das Risiko von Burnout und anderen stressbedingten Erkrankungen, was auch für das Unternehmen erhebliche Vorteile in Form von geringeren Ausfallzeiten und einer höheren Mitarbeitendenbindung bedeutet.
Und wie sieht’s bei dir aus, konntest du Parallelen zu deinem Arbeitsleben feststellen oder überhaupt nicht? Möchtest du mehr zu diesem Thema erfahren, dann vertiefe dein Wissen über die untenstehenden Quellen oder lass dich von einer Fachperson beraten.

Viel Spass dabei!

Quellen

  • Ayala, Y., Silla, J.M.P., Tordera, N., Lorente, L. & Yeves, J. (2017). Job Satisfaction and Innovative Performance in Young Spanish Employees: Testing New Patterns in the Happy-Productive Worker Thesis – A Discriminant Study. Journal of Happines Studies, 18(5), 1377-1401. doi.org/10.1007/s10902-016-9778-1
  • Bolden, R., Gosling, J., & Hawkins, B. (2023). Exploring leadership: Individual, organizational, and societal perspectives. Oxford University Press.
  • Cameron, K. (2012). Positive leadership: Strategies for Extraordinary Performance. Berrett-Koehler Publishers.
  • Ebner, Markus (2019): Positive Leadership. Erfolgreich führen mit PERMA-Lead: die fünf Schlüssel zur High Performance. Ein Handbuch für Führungskräfte, Personalentwickler und Trainer. Wien: Facultas.
  • Kok, B. E., Coffey, K. A., Cohn, M. A., Catalino, L. I., Vacharkulksemsuk, T., Algoe, S. B., Brantley, M., & Fredrickson, B. L. (2013). How positive emotions build physical health: Perceived social connections account for the upward spiral between positive emotions and vagal tone. Psychological Science, 24(7), 1123–1132.
  • Libicky-Mayerhofer, B. (2018). Gesund führen: Angewandte Psychologie für Führungskräfte und BeraterInnen. Haufe-Lexware.
  • Lohmer, M., Sprenger, B. & Von Wahlert, J. (2012). Gesundes Führen: Life-Balance versus Burnout im Unternehmen. Schattauer Verlag.
  • Russell, J. E. A. (2021, 29. Mai). Positive leadership: It makes a difference. Forbes. www.forbes.com/sites/joyceearussell/2021/05/29/positive-leadership-it-makes-a- difference/?sh=6fa3f6da7d7a
  • Seligman, M. E., & Csikszentmihalyi, M. (2000). Positive psychology. An introduction. The American Psychologist, 55, 5–14. dx.doi.org/10.1037/0003-066X.55.1.5
  • Seligman, M. E. (2002). Authentic happiness: Using the new positive psychology to realize your potential for lasting fulfillment. Free Press.
  • Seligman, M. E. (2012). Flourish: A visionary new understanding of happiness and well-being. Atria Paperback.
Text und Modell: Loa Bucco
Dieser Gastbeitrag wurde von Loa Bucco erstellt. Er basiert auf einem Produkt, das sie als Studentin der ZHAW in einem Mastermodul erstellt hat.